Totalschaden

  1. und 28.06.2015 Big Cave Camping Matopos

Am Morgen war das Wetter immer noch gleich und so mussten wir seit langem wieder einmal drinnen frühstücken. Im Verlauf des Tages verzogen sich aber die Wolken.

Wir fuhren in den Matopos National Park mit seinen besonderen Felsenkonfigurationen. Die einzelnen Steinbrocken scheinen von Riesen aufeinander gestellt.


Unser erstes Ziel war das „World`s View“ wo Cecil Rhodes auf seinen Wunsch beerdigt wurde. Er war, unter anderem der Begründer von Rhodesien, wie Zimbabwe früher hiess und ein gewiefter Geschäftsmann, der Bill Gates seiner Zeit.

Von diesem Aussichtspunkt hat man eine weite Sicht, nicht gerade auf die Welt, aber auf die eindrücklichen Matopos.

Für den Park muss man keinen Eintritt bezahlen aber um hier herauf zu laufen werden $10/Person verlangt. Es gibt hier noch zwei andere Gräber von ehemaligen Politikern Rhodesiens und ein grosses Soldatendenkmal.

Anschliessend fuhren wir zum Matopos Game Park wo es angeblich auch Breitmaulnashörner geben soll. Für den stolzen Preis von $15 pro Person und $10 für das Fahrzeug durften wir hinein. Beim Bezahlen wollte Emanuel mit der Rezeptionistin abmachen, die 10$ fürs Fahrzeug zu sparen und zu Fuss zu gehen. Das kam aber nicht so gut an. Gesehen haben wir gerade mal fünf Hippos, zwei Krokodile, zwei Klippspringer und etliche Paviane. Um das bisschen zu sehen, mussten wir noch sehr schlechte Pisten in Kauf nehmen.

Auf dem Campingplatz erzählte uns Brown, dass in der Zeit als Simbabwe noch eigenes Geld hatte, die Parkangestellten, die sehr wenig Lohn erhielten, selber gewildert haben, um zu essen zu haben. Und mit dem Verkauf von Horn und Elfenbein an etwas Geld zu kommen. Die Inflation war damals mehrere Tausend Prozent hoch und Banknoten mit immer grösseren Zahlen mussten gedruckt werden. Es gab solche für fünfzig Billionen und sie waren mit einem Verfallsdatum versehen, zu kaufen gab es dafür fast nichts.

An diesem Abend waren wir nicht alleine auf dem Camping, eine Gruppe junger Overlander hatte ihre Zelte neben uns aufgestellt.

Es war eine kleine und gesittete Gruppe, sie machten nicht viel Lärm und gingen früher als wir schlafen.

Am nächsten Tag faulenzten wir ein bisschen und machten eine kleine Wanderung über die Felsen an der Lodge vorbei und wieder zurück zum Camp.

Emanuel hatte plötzlich die Eingebung das TIP, welches die Polizei bei Kontrollen sehen oft wollten, ein wenig genauer anzusehen.

Da stellte er mit Erstaunen fest, dass es nur für 14 Tage gültig war und somit in zwei Tagen ablief. Diese Gauner an der Grenze haben uns, wahrscheinlich um noch mehr Geld abzuzweigen, das billigere besorgt. Was nun?

Brown brachte uns wie jeden Abend Holz und wir konnten ein schönes Feuer machen und so trotz kühler Temperaturen noch eine Weile gemütlich draussen sitzen.

29.06.2015 Matopos – Ivory Lodge

Es war Zeit zum weiter ziehen. Wir verabschiedeten uns von Brown, der guten Seele des Camps. Er sagte, nun würde es auf dem Camping wieder langweilig. Wir haben viel mit ihm geredet und da er erstaunlich offen sprach, einiges über die Situation der ärmeren Bevölkerung erfahren. Auch seine Meinung zu der Regierung sprach er ziemlich unverblümt aus. Präsident Mugabe und seine Entourage gehört zu den Shona, aber hier ist Matabeleland. Wie so üblich in Afrika wird zuerst für die eigene Ethnie gesorgt und der Rest muss selber schauen.

Schon zwischen dem Camp und Bulawayo waren zwei Polizeikontrollen und prompt mussten wir bei der zweiten das TIP zeigen. Da nutzen wir die Gelegenheit zu fragen, wo man die temporäre Importbewilligung für unser Fahrzeug verlängern lassen könnte. Der Polizist meinte wir sollten zum Immigration Office (Einwanderung) in Bulawayo gehen, aber wo das ist wusste er auch nicht. Da das Formular von ZIMTRA erstellt wurde und der Stempel von der Finanzbehörde war, bezweifelten wir, dass dies der richtige Ort wäre. So tankten wir im Hauptort der Region und versuchten noch etwas einzukaufen und fuhren weiter Richtung Hwange Park.

So viele Check Points wie auf diesen gut 300 Kilometer hatten wir bisher noch nicht. Anhalten mussten wir nicht immer und das noch gültige TIP wollten keiner sehen.

In der Ivory Lodge wurden wir bei der Ankunft etwas reserviert empfangen. Das lag aber daran, dass die Lodge von 50 Gästen besetzt war, welche an einer Bar-Mizwa teilnahmen. Viele Amerikaner waren dabei, die, wie wir später erfuhren, etwas schwierig waren. Darum verschoben wir das einchecken auf später und richteten uns auf dem kleinen aber schönen Campingplatz ein. Wo hat man sonst Sicht auf ein Wasserloch, das Abend beleuchtet ist und sich am Nachmittag schon 16 Elefanten tummelten.

Die Toiletten und Duschen waren grosszügig und gut eingerichtet. Ganz sauber war es nicht, vor allem die Wasch- und Abwaschbecken wurden schon länger nicht mehr gereinigt.

Feuerholz bekamen wir auch hier kostenlos geliefert und zwar für das Lagerfeuer und den Braai in rauen Mengen. So konnten wir uns am Abend zwischen beide Feuer setzen. Das Camp ist nicht eingezäunt und beim Essen konnten wir einen Elefantenbauch ganz nahe rumpeln hören. Gesehen haben wir ihn aber nicht.

30.06.2015 Ivory Lodge – Hwange Park

Bevor wir abreisten mussten wir noch unsere Übernachtung bezahlen. In der Lodge lernten wir Cedric kennen, der sich als der Chef vorstellte. Wir beglichen noch unsere Schulden und machten uns anschliessend auf zum Hwange Park.

Vom Reisebuch und anderen Berichten erwarteten wir hier, viele Elefanten zu sehen. Zuerst mussten wir uns aber anmelden und stolze 63 Dollar für Eintritt und Camping bezahlen. Die ersten fünf Kilometer Richtung Park waren so „wellblechig“, das wir bei der ersten Gelegenheit auf eine andere, etwas bessere Piste abbogen. In etwa drei Stunden Pirschfahrt, sahen wir ein Dutzend Impalas, zwei Kudus und auch nur zwei Elefanten. Ausserhalb des Parks, an der Zufahrtsstrasse gab es mehr zu sehen. Wir hatten schon gehört dass vor etwa 10 Jahren im Park heftig gewildert wurde. Was man ja bei der damaligen sehr schlechten Lage der Landbevölkerung und dem Mangel an Treibstoff für die Fahrzeuge der Ranger, kein Wunder war. Die einen hungerten und die anderen waren völlig demotiviert. Vermutlich hatten wir auch etwas Pech, denn Glück gehört bei einer Safari auch dazu.

Im Camping wollten wir dann eine Dusche nehmen aber der Donky, eine mit Holz befeuerter Boiler, war nicht eingeheizt.

Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass die Wasserquelle nicht genug Druck habe um sich zu füllen. Wir könnten uns aber am Empfang einen Chalet-Schlüssel holen, wo wir duschen könnten. Also lief Emanuel zur Rezeption wo er den Schlüssel auch bekam, aber das dazu passende Häuschen befand sich ganz am anderen Ende des Camps, was sehr weitläufig ist. Das war etwas zu viel und wir gaben den Schlüssel umgehend zurück. Es gab nur drei besetzte Plätze und wir hatten uns schon damit abgefunden mit kaltem Wasser und wenig Druck geduscht. Plötzlich konnte man hören, dass Wasser in den Boiler plätscherte. Schnell unter dem Donky einfeuern und eine gute Stunde später konnte man warm und mit Druck duschen.

01.07.2015 Hwange Park – Ivory Lodge bei Dete

Vor dem Frühstück machte Emanuel eine „Inspektionsrunde“ ums Auto und fand am linken Hinterreifen eine riesige Beule. Also war erst einmal Radwechsel angesagt. Das Paar auf dem anderen Platz war zum Glück noch da und der junge Mann half das Reserverad vom Dach zu nehmen und den kaputten Reifen wieder nach oben zu verfrachten. Der Reifen ist ein Totalschaden, aber wir werden ihn erst in Namibia oder Südafrika ersetzen, wir haben ja zwei Ersatzräder dabei.

Nachher machten wir noch einen Versuch Tiere zu sehen, aber diesmal auf einer anderen Strecke. Diese sollte eigentlich ein einspuriger Teerstreifen bedecken, aber teilweise gab es mehr Löcher als Asphalt.

Bei einem grossen Wasserloch mit Aussichtsplattform waren mehrere Giraffen, viele Zebras und einige Gnus zusehen. Hier standen auch mehrere Safari Fahrzeuge die mit Lodge-Gästen im Park waren.

Einer der Guides fragte uns was wir bisher gesehen hatten, was wir nur mit- nicht viel- beantworten konnten. Beim Ballaballa- Loop hätte es einen toten Elefanten und einige Löwen. Er erklärte uns den Weg dorthin und wir fuhren los. Als erstes erkannten wir am Kadavergeruch dass wir in der Nähe sein mussten. Das Tier war schon mehrere Tage tot. Dann sahen wir ein Safarifahrzeug im Busch, zu dem wir aufschlossen. Eigentlich darf man ja nicht abseits der Wege fahren aber die Löwen lagen im hohen Gras. Wir sahen eine Mutter mit zwei Kleinen und dann noch zwei Löwinnen.

Es waren sicher noch mehr da aber durch das Gras konnten wir den Rest des Rudels nicht sehen. Wie wir später erfuhren war der Elefant krank und starb eines natürlichen Todes. Die Löwen konnten sich also ohne grossen Aufwand bedienen.

Sonst sahen wir auch an diesem Tag nicht sehr viel, aber lustig war ein doofer Strauss. Dieser stand mitten auf einer leidlich asphaltierten Strasse. Statt sich in die Büsche zu verziehen zog er es vor uns den Weg zum Camp zu zeigen. So kam es dass er gute fünf Minuten lang mit bis zu 30km/h vor uns her lief, bis er sich entschied von der Strasse zu gehen.

Am Vortag hatten wir beschlossen diese Nacht wieder im Camping der Ivory Lodge zu übernachten. Dort meldeten wir uns dann auch noch zum Nachtessen an. In Cedrics Gesellschaft verbrachten wir einen sehr angenehmen Abend. Wir assen mit Blick auf das beleuchtete Wasserloch an dem sich etwa 20 Elefanten tummelten. Sie waren sehr ruhig und gaben keinen Laut von sich.

02.07.2017 Ivory Lodge – Masumu River Lodge bei Binga

Wir verabschiedeten uns von Cedric und fuhren, wegen unserem abgelaufenen TIP mit einem etwas mulmigen Gefühl, Richtung Binga. Bis Cross Roads benutzten wir die A8 und sahen keine Polizisten. Von da fuhren wir auf einer geteerten Nebenstrasse weiter. Am Anfang war sie noch in gutem Zustand später war dann wieder Slalomfahren angesagt. Die Landschaft war zum Teil ziemlich hügelig aber in den flacheren Gegenden sah man immer wieder kleine Ansiedlungen mit Rundhäusern. Viele noch aus Holz und Lehm andere aber schon mit Backsteinen gebaut. Alle mit Rieddächern und manchmal schön bemalt.

Oft in noch auf auf Stelzen.

Unser Ziel die Masumu Lodge liegt eigentlich kurz vor Binga, aber wir mussten noch in den Ort um einzukaufen. Am Ortseingang standen dann zwei Polizisten und hielten uns an. Natürlich fragte er nach dem TIP. Christine zog die Suche danach etwas in die Länge und inzwischen gab der andere Polizist seinem „Comrad“ zu verstehen, dass dies nicht nötig sei. Schnell streckte ihm Emanuel den Führerschein entgegen, damit er etwas zu kontrollieren hatte. Lachend fragte er uns ob das ein portugiesischer sein. Als er Switzerland hörte lachte er nur und wir konnten weiterfahren. Uff, noch einmal gut gegangen. Emanuel hatte von einer Gruppe Südafrikanern im Hwange Park gehört, dass es für ein abgelaufenes TIP eine Busse von $500 gibt.

Laut GPS gibt es in Binga einen Spar, aber das war einmal. Zwar gibt es noch einen Laden aber das Sortiment hier ist sehr mager. Nur mit einem Brot gingen wir zur Kasse was dann einen Dollar kostete. Auf dem nahen Markt war das Angebot an Früchten und Gemüse beschränkt auf Tomaten, Bananen, Orangen, Äpfel, Eier und Blätter die ähnlich wie Mangold aussahen. Vier Tomaten, vier Orangen und vier Bananen kosteten je ein Dollar. Kleinere Mengen kann man nicht kaufen weil man hier kein Kleingeld hat. An andren Orten haben wir südafrikanische Münzen als Wechselgeld erhalten. Fast wie früher in Italien zu der Lira-Zeit, da behalf man sich mit Süssigkeiten.

Beim Verlassen des Ortes, kamen wir wieder an den Polizisten vorbei und sie winkten uns freundlich zu. Auf dem Camping der Masumu Lodge war ausser uns nur eine südafrikanische Familie und wir konnten uns einen Platz aussuchen. Bei der Anmeldung erzählte Emanuel dem Manager „TJ“ vom TIP Problem. Er wusste auch nicht was die Konsequenzen sein könnten und telefonierte gleich mit dem Polizeichef von Binga. Dieser konnte sich mehrere Möglichkeiten vorstellen, je nachdem wie bösartig der Kontrollierende ist. Es ging von keiner Busse bis konfiszieren des Fahrzeugs. „Nun steh ich da, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor!“ Wenigsten haben wir nun den Namen und die Telefonnummer des „Officer In Command“ von Binga. Vielleicht hilft uns das weiter.

Holz gibt es auch hier kostenlos und wir machten uns ein schönes Lagerfeuer. Eigentlich war das gar nicht nötig, denn der Abend war so mild, dass wir bis fast halb 12 draussen sassen. So warm hatten wir es nach Sonnenuntergang seit dem Krüger Park nicht mehr.

  1. und 04.07.2015 Masumu River Lodge

Wir hatten eigentlich hier nur für eine Nacht gebucht, beschlossen aber noch zwei weitere zu bleiben.

Wir blieben den ersten Tag im Camp, aber faulenzen konnten wir trotzdem nicht. Unsere kleine Waschmaschine kam wieder einmal zu Einsatz und das bedeutete viel Wasser schleppen. Als dann am Nachmittag der Strom ausfiel schlossen wir sie an unserem grossen Inverter an. Das funktioniert gut, denn die Sonne schien und so wurden die Batterien vom Solarpanel konstant wieder aufgeladen.

Fotos sortieren und fürs Blog schreiben mussten wir auch wieder einmal, wir waren eine Woche im Rückstand.Telefonempfang und Internetzugang ist hier meist schwierig. Deshalb dauert es auch etwas länger bis es von uns etwas Neues zu lesen gibt. An diesem Abend war es deutlich kühler.

Am zweiten Tag konnten wir einen Bootsauflug auf dem Karibasee machen. Tula unser Kapitän führte uns zu Hippos und Krokodilen, die aber leider ziemlich scheu sind weil sie hier gejagt werden.

Die Fahrt zwischen den aus dem Wasser heraus ragenden Baumstümpfen war auch eindrücklich, aber nicht ganz ohne Risiko. Einmal schrammten wir an einem der nur knapp unter dem Wasser versteckten Äste, aber es ist nichts passiert.

Weil die Staumauer Risse hat ist der Wasserstand in den letzten Jahren mehrere Meter gesunken.

Über Swissnomads

Wir sind seit Februar 2013 pensioniert und im September 2013 mit unserem Mercedes Benz 310 4x4 los gezogen um Afrika bis April 2019 zu "erfahren". Wir machten aber hie und da auch einen Heimaturlaub. In den letzten 20 Jahre waren wir zusammen schon etliche Male im nördlichen und südlichen Afrika unterwegs. Emanuel hat bereits in den 70er in Südafrika gearbeitet und ist anschliessen mit einem VW Bus zurück in die Schweiz gefahren.
Dieser Beitrag wurde unter Afrikareise, Simbabwe veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Totalschaden

  1. Douw Krüger schreibt:

    Wir warten in atemloser Spannung auf das nächste Kapittel betreffend die TIP Saga. Viel Glück damit!

  2. Swissnomads schreibt:

    Für uns ist es mehr ein Drama als eine Saga, aber auch Dramen können…..
    Mehr erfährst Du im nächsten Blogbeitrag 🙂

Hinterlasse einen Kommentar