Die Luft ist raus

22. bis 24.10.2014 Windhoek – Swakopmund
Die Strecke von ungefähr 380km von der Hauptstadt nach Swakopmund schafften wir mit dem gemieteten Polo mit Links denn auf Überlandstrassen sind 120km/h erlaubt.

Zuerst fuhren wir zum Gut Richthofen wo wir das Gepäck deponieren konnten und dann zu RW-Motors wo Nelson letzte Woche repariert wurde. Der Motor machte in den letzten Tagen unserer Reise ein ungewöhnliches Geräusch. Wie sich herausstellte, mussten die obere Kurbelwelle, die Kipphebel, die hydraulischen Stössel und die Kette ausgewechselt werden. Zum Teil wurden dazu gebrauchte Ersatzteile verwendet, weil sie im Land nicht erhältlich waren. Wir holten ihn also ab und da wir den Polo noch bis Samstagmorgen gemietet hatten, fuhr Christine damit und Emanuel mit Nelson raus nach Gut Richthofen. Die nächsten Tage benutzten wir meist den Mietwagen weil dieser im Stadtverkehr und beim Parken etwas handlicher ist. Nur nach Walfish Bay fuhren wir mit Nelson um das alte Carnet de Passage beim Hafenzoll aus- und das Neue einstempeln zu lassen. Dieses Dokument ist nur für ein Jahr gültig, weshalb wir vom TCS ein neues bestellt hatten. Ein Angestellter der Speditionsfirma die Nelson letztes Jahr verzollt hatte begleitete uns und so ging das ganze relativ schnell über die Bühne. Zurück in unserer Unterkunft stellte Emanuel aber fest, dass im alten Carnet der Austrittsstempel fehlte. Bei einem Anruf beim TCS in Genf erhielt er aber den Bescheid, dass es auch so gehe. Er musste nur ein Foto vom Eintrittstempel im neuen Carnet per Mail und das alte Dokument per Post schicken.

Eigentlich wollten wir am Freitag Richtung Südafrika fahren, aber Christine brauchte noch einen Tag, um ihrer Seele Zeit zu geben sie auf dem afrikanischen Kontinent einzuholen. Also blieben wir noch eine weitere Nacht auf Gut Richthofen.

25.10.2014 Swakopmund
Am Samstagmorgen fuhren wir mit beiden Wagen nach Swakopmund um den Polo bei Budget abzugeben. Kurz vor Swakopmund stellte Emanuel fest, dass Nelsons Motor ein ähnliches aber lauteres Geräusch von sich gab wie vor der Reparatur. So ein Mist heute wollten wir doch losfahren. Nach dem wir den Mietwagen abgegeben hatten, fuhren wir zu RW Motors.
Zum Glück war Jim Ross, der Chef heute zufällig in seiner Garage und wir konnten ihm die schlechte Nachricht mitteilen. Er versprach so schnell als möglich nachzuschauen was es ist, konnte aber nicht versprechen, dass er sich heute noch darum kümmern könne. Er versprach sein möglichstes zu tun und einen Ersatzwagen im Verlauf des Vormittags. Wir schlenderten eine Weile durch das Städtchen bis wir den fahrbaren Untersatz abholen konnten. Mit diesem alten Mercedes 230 kehrten wir zur Unterkunft zurück.* Susanne, die Vermieterin, hatten wir bereits informiert dass wir noch länger bleiben müssten. Etwa um ein Uhr erhielten wir einen Anruf von Jim, dass einer der eingebauten hydraulischen Stössel defekt war und er diesen ersetzt habe. Wir konnten Nelson als schon wieder abholen.

*Zwei Schlüsselerlebnisse.
Als wir mit dem Ersatzwagen auf Gut Richthofen ankamen, fiel Christine ein, dass sie den Schlüssel unserer Mietwohnung im Polo gelassen hat. Emanuel guckte auf die Uhr, Sch… es ist 11:44 um zwölf macht der Autovermieter am Samstag zu. Zurück nach Swakop sind es ca. 20 Kilometer davon 8 unbefestigte Strasse. Im Tempo des Gehetzten fuhr er die Strecke in rekordverdächtigen 12 Minuten. Das, mit andauernder Tempoüberschreitung und unerlaubtem Überholmanöver. Alles umsonst, das Eingangstor war zu und verriegelt. Zum Glück war eine Notfallnummer angegeben über die wir die verantwortliche Dame erreichen konnten. Sie hatte den Schlüssel gefunden und schickte uns in das Gebäude nebenan, wo ihr Mann einen Gebrauchtwagenhandel betreibt. Dieser hatte Zugang zum Budget-Büro und holte den vergessenen Schlüssel.

Inzwischen hatte Jim Ross angerufen und gefragt ob Emanuel den Zündschlüssel mitgenommen habe? Er hatte ihn tatsächlich in der Tasche und war froh dass er vorher mit Christine nicht geschimpft hatte. So hatte jeder sein Schlüsselerlebnis und genug Aufregung für diesen Tag.

Swakopmund vom Jetty

Den Abend liessen wir bei einem gemütlichen Nachtessen ausklingen. Dazu haben uns Claudia und Thomas verholfen die wir bei der Passkontrolle am Flughafen in Windhoek kennen gelernt hatten. Wir wussten aus dem Namibia-Forum dass sie im gleichen Flieger waren. Als wir in das Jetty-Restaurant eintraten, begrüssten sie uns und als wir keinen Tisch bekamen luden sie uns ein, bei ihnen Platz zu nehmen. Das taten wir dann auch gerne und verbrachten so einen gemütlichen Abend.

26.10.2014 Swakopmund – Solitaire

Wir nahmen Abschied von Susanne und Michael Florin, die Besitzer von Gut Richthofen und von unseren Nachbarn Doris und Urs, die hier schon zwei Monate auf Ihren Toyota warten. Sie haben ihn von Benin nach Walfish Bay verschifft. Leider machte er aber einen Umweg über Europa und Südafrika!

Die Fahrt zum 280km entfernten Solitaire war ziemlich ereignislos, etwas Teerstrasse und viel Piste. Die 80km vor unserm Ziel schienen uns diesmal in einem deutlich besseren Zustand als letztes Jahr. Auf der Gästefarm Solitaire bekamen wir noch den letzten der drei Campingplätze. Beim Aufstellen von Tisch, Stühlen, Markise, Aufstelldach und so weiter, merkten wir dass unsere Routine etwas eingerostet ist. Es war sehr heiss und das Wasser im Pool seeehr erfrischend.

Die Nacht war angenehm kühl und wir brauchten unsere Flauschdecke nicht, die wir vorsichtshalber noch nicht weggeräumt hatten.

27.10.2014 Solitaire – Duwisib Castle

Schon kurz nach dem Start von der Solitaire Guest Farm hielten wir in Solitaire an um zu tanken und den obligaten Apfelkuchen zu kaufen. Dieser Kuchen ist bei den meisten Namibia-Reisenden bekannt. Ein Schotte hatte sich hier im Nirgendwo vor vielen Jahren niedergelassen und eine Bäckerei eröffnet. Durch seinen guten Apfelkuchen erlangte er Berühmtheit. Leider ist er letztes Jahr gestorben. Bei unserem letzten Besuch sass er noch dort an der Kasse. Die Nachricht von seinem Tod schaffte es sogar bis in eine Zeitung bei uns zu Hause. Den Kuchen haben wir uns für den Nachmittag aufgehoben und „in Memoriam“ gegessen. Die 250 km zum Duwisib Castle sind nur Piste, aber mehrheitlich in einem guten Zustand. Ein wenig Wellblech und Sand gab es schon und vor allem viiiel Staub! Aber um halb zwei waren wir schon da. 63km/h inkl. Stopps, für Nelson eine gute Leistung.

Nach der Ankunft auf dem Camping der Duwisib- Farm hatten wir noch genug Zeit zum Staub abwaschen- wie Christine das zu Hause vermisst hat!- sowie für einige Aufräum- und Reparaturarbeiten. Dem Blog widmeten wir auch noch etwas Zeit.

Wir hätten gerne wie letztes Jahr, als wir hier einen Bungalow gemietet hatten, in dem kleinen Restaurant gegessen. Damals leistete uns Herr Frank-Schulz, der Farmer Gesellschaft. Und wie immer bei solchen Gelegenheiten kann man viel über Land und Leute erfahren. Aber leider erwarteten sie heute eine grössere Gruppe zum Essen und Herr Frank-Schulz ist auch nicht da.

28.10.2014 Duwisib Castle – Canyon Roadhouse
An diesem Tag hatten wir eine relativ lange Strecke vor uns. Den ersten Teil bis Helmeringhausen fuhren wir durch eine mit Hügel und Felsen durchzogene Steppenlandschaft.

Hier mussten wir tanken denn der Haupttank war nahezu leer. Aber keine Sorge, wir hätten ja noch etwa 70 Liter im Zusatztank. Durch Bethanie mit etwa 30 Häusern und einer von weitem sichtbaren Kirche, der grösste Ort seit Walfish Bay, fuhren wir ohne Halt durch. Ausser einem Laden, einer Tankstelle und einer geschlossenen Bank gab es hier nicht viel zu sehen. Von hier aus war die Strasse auf etwa 70 Kilometern geteert. Dann bogen wir auf die C37 und fuhren auf dieser Piste Richtung Süden.

Kurz nach der Kreuzung vor Seeheim standen zu unserem Erstaunen zwei Rucksacktouristen. „Wo wollen denn die hin?“ fragten wir uns und fuhren weiter. Grundsätzlich nehmen wir keine Autostopper mit, denn Nelson ist nur als Zweiplätzer eingerichtet. Irgendwie hat uns aber das Bild der zwei Einsamen in der prallen Sonne, am staubigen Strassenrand nicht mehr losgelassen. Nach gut 12 Kilometern merkten wir dass wir beide ein schlechtes Gewissen hatten, weil wir die Beiden nicht mitgenommen haben. Wir fuhren noch einige Minuten weiter, dann beschlossen wir zurück zu fahren.
Bei jedem Fahrzeug das uns entgegen kam versuchten wir zu erkennen ob sie schon eine Mitfahrgelegenheit gefunden hatten. Bei der Kreuzung dann standen nur noch die Rucksäcke am Strassenrand. Aber im Schatten einer Mauer auf der anderen Strassenseite sahen wir eine junge Frau sitzen. Als wir bei anhielten, stand sie auf und fragte uns ob wir Hilfe brauchen! Wir erklärten ihr dass wir zurück gekommen sind um Sie und ihren abwesenden Begleiter mit zu nehmen. Da kam dieser schon daher gerannt. Er war zur Seeheim Lodge gelaufen um Wasser zu holen. Wir machten so gut es ging in Nelson Platz für Paula und ihren Mann Scott . Sie waren auf dem Weg zur Canyon Lodge wo sie schon die gestrige Buchung verpasst hatten und so nahmen wir sie mit bis zum Canyon Roadhouse, unserem Etappenziel. Dort angekommen, versuchten sie vom Manager eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Ob es ihnen gelungen ist wissen wir nicht, denn hier trennten sich unsere Wege.

Sie erzählten uns noch, dass sie übermorgen in Keetmannshoop den Bus nach Kapstadt erwischen müssen. Wir waren uns jedenfalls einig, dass Namibia wohl nicht das ideale Land für Backpackers ist. Denn auf den kleinen Nebenstrassen ist es wahrscheinlich sehr schwierig mitgenommen zu werden. Öffentliche Verkehrsmittel beschränken sich auf wenige Bahnlinien, daneben gib es noch private Busse und die Sammeltaxis. Diese bedienen aber vor allem die Hauptverkehrsachsen.

 29.10.2014 Canyon Roadhouse – Ai-Ais
Da unsere Strecke an diesem Tag nur etwa 80 Kilometer war, beschlossen wir einen kleinen Abstecher zum Fisch River Canyon zu machen. Kurz vor dem Hauptaussichtspunkt hatte Emanuel das Gefühl dass Nelson etwas „schwimmt“. Er war nicht sicher, ob das von einem platten Reifen kommt oder von den Spurrillen in der Piste. Beim Canyon angekommen, mussten wir aber feststellen, dass hinten links kaum mehr Luft im Rad war. Also war Reifenwechseln angesagt. Einige Touristen, die mit einem Bus unterwegs waren, fragten uns ob wir Hilfe brauchten. Was wir gern annahmen. Zwei Männer halfen das 40 Kilo schwere Ersatzrad unten in Empfang zu nehmen, das Emanuel an einem Seil vom Dach herunter lies. Dann konnten wir uns an den Radwechsel machen. Ein Witzbold wollte auch noch wissen ob wir das schon einmal gemacht haben. Sehen wir denn so unbeholfen aus? Nach dieser schweisstreibenden Arbeit in der brennenden Sonne mussten wir zuerst Wasser nachschütten und dann konnten wir die Aussicht auf den zweitgrössten Canyon der Welt geniessen.

Als wir dann in Ai-Ais angekommen sind und den Bus eingerichtet hatten, liefen wir zum Pool der mit 36 Grad warmen aus der Heisswasserquelle gespeist wird. Nicht gerade erfrischend aber schön entspannend. Bei der Tankstellen wurde auch noch der Reifen repariert.

Anmerkung 25.10.2019
In 48 Monaten und und 115’000km hatten wir nur zweimal einen Plattenreifen. Dafür etliche bei Mietfahrzeuge.

Über Swissnomads

Wir sind seit Februar 2013 pensioniert und im September 2013 mit unserem Mercedes Benz 310 4x4 los gezogen um Afrika bis April 2019 zu "erfahren". Wir machten aber hie und da auch einen Heimaturlaub. In den letzten 20 Jahre waren wir zusammen schon etliche Male im nördlichen und südlichen Afrika unterwegs. Emanuel hat bereits in den 70er in Südafrika gearbeitet und ist anschliessen mit einem VW Bus zurück in die Schweiz gefahren.
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